Blind durch die Beauty-Spritze! Risiken im Bereich der Zornesfalte

Veröffentlicht am 20. August 2022 um 08:25

Kleine Schönheitseingriffe, wie Unterspritzungen mit Hyaluronsäure-Fillern, gelten in der Regel als harmlos. Dabei können die Folgen unter Umständen verheerend sein.


 

Blind durch die Beauty-Spritze! – Risiken im Bereich der Zornesfalte

Kleine Schönheitseingriffe, wie Unterspritzungen mit Hyaluronsäure-Fillern, gelten in der Regel als harmlos.

Dabei können die Folgen unter Umständen verheerend sein.

 

Die meisten Patientinnen und Patienten haben sie zwischen den Augen bzw. über der Nase und bezeichnen sie als fiesen „Strich“ oder tiefen „Graben“. Gemeint ist die Zornesfalte, welche in Glabellazone beheimatet ist. Wenn Cremes und Seren nicht mehr helfen, kommt für viele Patientinnen und Patienten nur noch eine Unterspritzung in Frage. In unserer Sprechstunde müssen wir häufig eine wichtige Frage besprechen bzw. über eine Verwechslung informieren.

Kann eine Unterspritzung der Zornesfalte blind machen? Im nachfolgenden Blogbeitrag versuchen wir dieses Thema zu erklären.

Die Zornesfalte gehört zu den mimischen Falten. Das bedeutet, dass sie nicht durch reines Erschlaffen der Haut entsteht. Vielmehr wird die Haut durch das Anspannen von drei unterschiedlichen Muskeln in Falten gelegt.

Das subdermale Gewebe an der Stirn ist zudem sehr dünn. Wir können den Schädelknochen darunter selbst direkt ertasten. In dieser dünnen Schicht verbergen sich neben der Haut, Muskeln, Nerven und Gefäße. Diese sensiblen Strukturen übernehmen eine sehr wichtige Aufgabe bei der Versorgung der Augen bzw. Augenpartie. Wo und wie die Gefäße genau verlaufen, können leider selbst wir nicht immer erkennen. Denn so individuell wie jeder Mensch, ist auch die Lage oder Ausprägung. Mal verlaufen die sensiblen Strukturen etwas weiter rechts und manchmal etwas weiter links. In einigen Fällen höher oder tiefer und bei manchen Patientinnen und Patienten verästeln sich sogar diese Gefäßstrukturen.

Bei einer Behandlung der Zornesfalte können wir nie komplett ausschließen, dass wir eines der Gefäße punktieren. Denn auch die Aspiration, bei der nach dem Einstich zum Test zunächst die Spritze etwas aufgezogen und nach Blut untersucht wird, ist bei den dünnen Gefäßen in der Stirn niemals zu 100% zuverlässig.

Und jetzt kommen wir zu einem wichtigen Teil der Beantwortung für die obige Frage.

Für die Unterspritzung mit Hyaluronsäure der Zornesfalte kann das fatale Folgen haben. Denn Hyaluron ist ein gelartiger Wirkstoff, quasi ein „flüssiges“ Implantat. Damit ist die Hyaluronsäure mit ihrem wasserbindenden Charakter besonders gut zum Aufpolstern geeignet, etwa bei Volumendefekten im Lippenbereich oder zum Unterfüttern von Falten. Wird die Hyaluronsäure fälschlicherweise in ein Gefäß injiziert, kann das Gefäß schnell verstopfen. Das kann zu Hautinfarkten, Sehstörungen oder eben dem angesprochenen Erblinden führen. Deshalb muss man eine Behandlung mit Hyaluronsäure in diesem Bereich immer überdenken.

Risikoärmer ist eine Behandlung mit Botulinumtoxin.

M. procerus, M. corrugator supercilii, M. depressor supercilii sind die drei Muskeln, die die Zornesfalte hauptverantwortlich bilden. Sie ziehen in die Mitte der Stirn und nach unten Richtung Nase und verursachen somit die angesprochene Falte. Besonders Menschen mit einer ausgeprägten Mimik entwickeln dadurch längs- oder querverlaufende Falten in der Glabellazone. Durch die Botulinumtoxin-Behandlung können sich die Muskeln entspannen und nach einer kurzen Wirkzeit glättet sich das Hautareal wieder.

Da Botulinumtoxin ein verschreibungspflichtiges Medikament ist, muss die Behandlung von einem Arzt durchgeführt werden. Bei einer professionellen und geübten Ausführung bestehen bei BTX eher ein geringes Anwendungsrisiko.

 

Für die eigentliche Behandlung sind in der Regel nur wenige Einstiche nötig. Eine spezielle Feindosierspritze gewährleistet, dass der Wirkstoff genau dosiert werden kann. Anschließend sollten die Einstichstellen leicht gekühlt werden, um Schwellungen und Hämatome möglichst zu minimieren.

Nach etwa drei bis vier Monaten kann die Wirkung des Botulinumtoxins nachlassen. Die Behandlung der Zornesfalte kann dann erneut durchgeführt werden. Wird sie einige Male wiederholt, wird den Muskeln ein Verhalten „diktiert“ und die Abstände zwischen den Botox-Behandlungen können größer werden.

 

Ciao DB

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